In ihrem Koalitionsvertrag hatte die neue Landesregierung angekündigt, die kommunal finanzierte Schuldnerberatung mit der landesfinanzierten Verbraucherinsolvenzberatung zeitnah zusammenzuführen. Dieses Thema stand im Mittelpunkt der diesjährigen Fachtagung des Fachausschusses Schuldnerberatung der Freien Wohlfahrtspflege NRW am 13.09.2023. Auf der Tagung präsentierte Dr. Hanne Roggemann die Ergebnisse einer Studie des iff Hamburg zur Nichtnutzung der Schuldnerberatung, die erklären kann, warum Betroffene das Beratungsangebot nicht nutzen bzw. nicht nutzen können. Christian Maltry (Landratsamt Main Spessart) stellte den Prozess der bereits vollzogenen Zusammenführung in Bayern vor. Prof. Dr. Andreas Rein (HWG LU) präsentierte die Ergebnisse seiner Studie, mit der die Vor- und Nachteile dieser Zusammenlegung untersucht wurden. Während der Mittagspause gab es neben der Gelegenheit zum kollegialen Austausch auch die Möglichkeit, eigene Anregungen/Wünsche/Kritikpunkte zu formulieren, die auf Stellwänden festgehalten wurden. Diese Rückmeldungen wurden in eine große Podiumsrunde einbezogen, in der über den bisherigen Stand der Umsetzung diskutiert wurde. Dabei zeigte sich auch, dass es noch z.T. deutlich unterschiedliche Auffassungen und offene Fragen zu einzelnen Details der Zusammenführung gibt.
Dies betrifft u.a. den Sicherstellung- bzw. Versorgungsauftrag des Landes, die Definition eines Bedarfsschlüssels für ein flächendeckendes Beratungsangebot sowie die Sicherstellung einer angemessenen Aufteilung der Kosten.
In einem spannenden Austausch konnten die rund 120 an der Fachtagung teilnehmenden Akteur*innen aus Land, Kommunen und Beratungsstellen ihre Ideen einbringen. Aus der aktuellen Forschung des iff Hamburg, der HWG Ludwigshafen sowie aus den Erfahrungen aus Bayern ergaben sich weitere wichtige Erkenntnisse und Anregungen für den Umsetzungsprozess in NRW. Dabei wurde deutlich, dass die von Überschuldung Betroffenen mit der Zusammenlegung endlich einen allgemeinen, offenen und niedrigschwelligen Zugang zu einer qualifizierten Beratung erhalten können. Es wurde aber auch klar, dass die Landesförderung dafür deutlich erhöht werden muss.
Die ausführliche Dokumentation der Tagung mit den Beiträgen erscheint in Kürze auf der Seite der Fachberatung Schuldnerberatung.

www.fbsb-nrw.de/fachtagung/fachtagung-2023/

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