Der von Creditreform am 10.11.2021 veröffentlichte SchuldnerAtlas 2021 liefert ein widersprüchliches Bild der Überschuldungslage in Deutschland. Creditreform spricht von einem „Überschuldungs-Paradoxon“: Trotz Corona-Pandemie zeige sich ein „historischer Tiefststand“ bei der Überschuldung. Nach den Daten von Creditreform sind immer noch fast 6,2 Millionen Bürger*innen über 18 Jahre in Deutschland überschuldet. Zum Stichtag 1. Oktober 2021 misst Creditreform eine Überschuldungsquote von 8,86%. Das sind rund 695.000 Personen oder rund 10 % weniger als noch vor einem Jahr (die Überschuldungsquote betrug zum 01.10.2020 9,87%). Am stärksten sei die Überschuldung bei jüngeren Menschen (unter 30 Jahre) gesunken. Dagegen erhöhe sich das Risiko der Altersarmut. In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen sind laut Creditreform gegenüber dem Vorjahr 44.000 Überschuldungsfälle hinzugekommen (plus 6,1%). Aktuell sind dies 769.000 Überschuldete ältere Menschen. Die Überschuldungsquote betrage hier 7,3 %.
In NRW sind nach diesen Daten 1,56 Millionen Erwachsene überschuldet (minus 174.000 gegenüber 2020). Die Überschuldungsquote beträgt in NRW 10,47 % (2020: 11,63 %).
Die Corona-Krise werde sich laut Creditreform „langfristig negativ“ auf die finanzielle Lage der Menschen auswirken. Mehr Langzeitarbeitslose, ein gesunkenes Haushaltsnettoeinkommen bei 32 Prozent der Verbraucher*innen und steigende Lebenshaltungskosten – diese Gründe führt Creditreform dafür an. Ein Drittel der Menschen befürchte laut Umfrage im Oktober 2021, aufgrund der Corona-Pandemie Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen zu können. Zeitverzögert sei von einem Wiederanstieg der Überschuldungszahlen in den kommenden Jahren auszugehen. Der „finanzielle Stress“ der Verbraucher*innen erreiche aktuell den höchsten Wert seit August 2020. Die für 2021 zu erwartenden rund 100.000 Verbraucherinsolvenzverfahren seien nach Creditreform „nur die Spitze des Eisbergs“.

Pressemitteilung Creditreform vom 10.11.20221

SchuldnerAtlas Deutschland 2021